Lilienblütige Tulpen sind zu Recht beliebt. Sie sind hoch und elegant und bilden schlanke Blüten mit länglichen Blütenblättern aus. Wenn ich nur eine Tulpe pflanzen dürfte, dann müsste es eine lilienblütige Tulpe sein.
Ihre Blütenform erinnert an die sogenannten „nadelförmigen Tulpen“ – der ganze Stolz des Osmanischen Reiches im sechzehnten Jahrhundert (heute Türkei). Ihre modernen Pendants sind längst keine zarten Sammlerobjekte mehr, sondern wüchsige Gartenblumen, die jeder Bepflanzung Eleganz verleihen.
Aber wenn ich wirklich nur eine einzige Tulpe pflanzen dürfte, dann fiele meine Wahl ohne zu zögern auf die „Ballerina“: ein lilienblütiges Schmuckstück in kräftigem Orange. Allerdings ist es keinesfalls das Orange der Warnwesten von Bauarbeitern, sondern es erinnert eher an Bernstein. Die offizielle Beschreibung der Tulpe „Ballerina“ liest sich wie eine Werbeanzeige: „Außen blutrote Flammenzeichnung auf zitronengelbem Grund mit orange-gelber Äderung an den Rändern; innen fedriges Ringelblumenorange mit Paprikarot, eine sternförmige Basis in Butterblumengelb und Staubbeutel in zartem Goldgelb. Höhe 55 cm“.
Als ob das noch nicht genug wäre, verströmt die „Ballerina“ zudem einen intensiven süßen Duft, was in dieser speziellen Tulpengruppe ungewöhnlich ist.
Zu Ehren ihrer langen Tradition pflanze ich die „Ballerina“ oft zusammen mit dem Wildtyp Tulipa acuminata, der den ursprünglichen Nadel-Tulpen der türkischen Sultane noch entfernt ähnelt. Die Rot-, Orange- und Gelbtöne dieser beiden edlen Tulpen ergänzen einander hervorragend.
Lilienblütige Tulpen eignen sich nicht als kräftige Farbflecke in der Gartenlandschaft, sondern eher als elegante Akzente in der sorgfältig geplanten Bepflanzung einer Beetumrandung. Die meisten sind mit 55 bis 65 Zentimetern recht hoch, was man sich zunutze machen kann, indem man die spätblühenden Tulpen inmitten gemischter Beetumrandungen pflanzt.
In der Regel nehme ich in eine Bepflanzung nur eine lilienblütige Tulpe auf, da ihre individuellen Besonderheiten meist miteinander konkurrieren. Beispielsweise gibt es die herrliche purpurfarbene „Burgundy“, die in Kombination mit der „Ballerina“ aber nur mit ihr um die Aufmerksamkeit ringen würde. Ein besserer Beetpartner für meinen Favoriten wäre „Blue Parrot“ mit ihrem sanften Violett-Malventon und den leicht gekräuselten, lässigen Blütenblättern.
Neben der satten „Burgundy“ gibt es im selben Farbspektrum noch weitere gute lilienblütige Kultursorten. Besonders zwei stechen mit ihren hellen Blütenrändern hervor, mit denen sie spritzige zweifarbige Akzente setzen: „Maytime“ ist rötlich-violett mit einem schmalen cremeweißen Rand und die dramatischere „Ballade“ hat magenta-purpurfarbene Blütenblätter mit einem reinweißen Rand.
Bei den roten Tulpen (siehe meinen vorangegangenen Blog-Beitrag) ragt „Red Shine“ als eine der Besten heraus, und das nicht nur, weil sie zu den lilienblütigen Tulpen zählt. Ihr Rotton ist intensiv, dunkel und strahlend – vor allem in direktem Sonnenlicht. Aus vielen Frühlingsgärten ist eine solche rote Tulpe nicht wegzudenken. Rot sendet eine kräftige Botschaft aus, und ich empfehle immer, rote Tulpen großzügig verstreut im gesamten Garten zu pflanzen, um am Ende des langen, tristen Winters erste Farbe hineinzubringen.
„Jaqueline“ ist die beste pinkfarbene Tulpe: intensiv und leuchtend. Ihre Blüten sind riesig und mit 65 cm zählt sie zu den höchsten Sorten dieser Gruppe. Trotz ihrer dramatischen Schönheit unterscheidet sich ihr Charakter doch stark von der „Red Shine“. Ich würde sie wohlüberlegt an geschütztere, intimere Stellen des Gartens setzen.
Mehr Intensität bietet „Mariette“, deren Farbe offiziell als lachsrosa bezeichnet wird. Diese kecke Kultursorte in rötlicherem Pink ist in jeder Beetumrandung ein Blickfang. Einmal habe ich einen Garten besucht, in dem die Tulpe „Mariette“ in einem großen Areal in Hülle und Fülle erstrahlte – nicht als Massenbepflanzung, sondern großzügig zwischen den anderen Pflanzen verstreut. Es war atemberaubend.
Eine Sorte, die von der „Mariette“ abstammt, hat sich als äußerst beliebte Blume sowohl für Beetumrandungen als auch für Pflanzgefäße erwiesen. „Marilyn“ verzaubert durch leuchtend weiße Blüten mit einer akzentuierten Flammenzeichnung in tiefem Fuchsiarot.
„West Point“ ist zweifellos die bekannteste lilienblütige Tulpe überhaupt. Ihre reinen gelben Blüten thronen nicht so hoch wie bei vielen anderen Sorten, und wenn die Sonne scheint, öffnen sie sich sehr flach und weit, sodass sie wie Drohnen über ihrem Pflanzareal schweben.
Wir können diesen Exkurs einer der bedeutendsten Tulpengruppen aus Sicht eines Gärtners keinesfalls beenden, ohne „White Triumphator“ erwähnt zu haben. Diese Sorte wird 60 cm hoch und bildet große reinweiße Blüten aus. Trotzdem hält sie auch der widrigsten Witterung stand und erfreut das Auge im Spätfrühling viele Wochen lang. Diese exquisite Tulpe ist überall ein Blickfang. Wenn sie in allen Gartenabschnitten in regelmäßigen Abständen gepflanzt wird, kann sie eine formelle Wirkung erzielen. Ebenso gut kommt sie zur Geltung, wenn sie in gemischt bepflanzten Beetumrandungen hier und da eingestreut wird, da sie aufgrund ihrer Wuchshöhe stolz über ihren Beetpartnern thront. Stolz und Eleganz zeichnen ihren Charakter aus.
„White Triumphator“ ist zweifellos die beste weiße Gartentulpe und vielleicht sogar eine der besten weißen Blumen, die Gärtnern insgesamt über das Jahr hinweg zur Verfügung stehen.